Ob es ein Rentenversicherungstrag ist oder ein Banksparplan, ein Bausparvertrag oder Investment-Sparen. Eine dieser Fördermöglichkeiten sollte man zur Vorsorge für die Aufbesserung der späteren Rente nutzen. „Denn wir werden wohl auf Grund der gravierenden Veränderung des Arbeitsmarkts und der Demografie in eine gewisse Schieflage beim Thema Renten kommen“, sagt der ehemalige Bundesarbeits- und Sozialminister Walter Riester in der „Sonne.“
© Schwäbische Post 21.03.2013
Essingen. Nicht wenige Menschen seien von Ängsten und Unsicherheit geplagt, ob die künftige Rente auskömmlich sei oder gar Altersarmut drohe, meint SPD-Ortsvereinsvorsitzender Mustafa Ilhan in seiner Begrüßung. Bundestagskandidatin Claudia Sünder wirft „Schwarz-Gelb“ vor, das Thema Rente viel zu lange vor sich hergeschoben zu haben. Gut überleben im Alter könne man wohl nur in der Summierung von privater Vorsorge, Vermögen und gesetzlicher Rente. Die SPD werde den Fragen der Gerechtigkeit stellen, „wenn wir die derzeitige Regierung im September nach Hause schicken“, sagt sie.
Wenn man von Rente rede, müsse man Themen wie Arbeitsmarkt und Tarifverträge in einem vernetzten Zusammenhang sehen, erklärt Landtagsabgeordneter Klaus Maier. Dazu gehöre auch der Mindestlohn von 8,50 Euro, den die Gewerkschaften durchgesetzt hätten. „Gute Arbeit zu haben ist der Schlüssel für eine gute Rente“, unterstreicht Maier. Vor allem Langzeitarbeitslose und Mini-Jobber hätten es schwer, sich eine lebenswerte Rente aufzubauen.
Wenn heute vielerorts behauptet werde, Rente sei das Ergebnis der Lebensleistung, so sei dies grundsätzlich falsch, sagt Walter Riester. Vielmehr sei die Rente das Ergebnis der Voreinzahlungen. Anders ausgedrückt: „Die Rente ist das Ergebnis der Arbeitswelt, in der wir stehen“, fügt der Ex-Minister hinzu. Rund 1,3 Millionen Menschen seien heute in Arbeit, die so wenig Rente zu erwarten hätten, dass „sie eine aufstockende Sozialhilfe brauchen“. Kern der Problematik sei die Veränderung der Arbeitswelt. 7,5 Millionen Menschen lebten in geringfügigen Arbeitsverhältnissen, man bilanziere 35 Prozent Teilzeitbeschäftigte. Viele Millionen von Menschen hätten so genannte Mini-Jobs und der Niedriglohnsektor wachse weiter. „95 Prozent der Mini-Jobber sind nicht rentenversichert und aus diesen Beschäftigungsverhältnissen kommt nichts in den Rententopf“, erläuterte Riester das Problemfeld. Lange Zeit habe das auf dem Umlageprinzip aufbauende Rentenversicherungssystem gut funktioniert. Nun aber komme die demografische Herausforderung zu. Nicht genügend Kinder und weniger Menschen, die sozialversicherungspflichtig arbeiten. Ein weiterer Aspekt der steigenden Brisanz sei die demografische Verlängerung der Lebenserwartung. Die Riester-Rente stehe als Sparleistung für eine ergänzende Vorsorge. „Ein sicheres Sparen, vom Gesetz quasi untermauert und mit einer Steuerbefreiung während der Sparphase“, sagt der Namensgeber. Wichtig sei dabei der individuelle Zuschnitt und die Möglichkeit, dass „diese Vorsorgemöglichkeit dem Hartz IV-Empfänger genauso angeboten werden kann wie dem gut Verdienenden“, setzt Riester hinzu.
„Gefahr Altersarmut“
„Altersarmut in Deutschland ist begrenzt, aber dies wird sich ändern“, prognostiziert der Referent. Gerade Langzeit-Arbeitslose, Teilzeit-Beschäftigte und Mini-Jobber müssten in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren mit sehr geringen Renten rechnen und die Gefahr der Altersarmut und der Versorgungsproblematik steige kontinuierlich. „Gar nicht so schlecht“ findet Riester die jetzt diskutierte Förderrente. Falsch sei aber, dass den Förderzuschlag die Beitragszahler zu berappen hätten und dieser nicht durch einen Steuerzuschuss beglichen werde. „Rentenfragen muss man früh angehen“, warnt Riester davor, sich um existenzielle Fragen zu drücken. Dazu gehöre auch, dass sich Bürger möglichst frühzeitig um ihre Rente kümmern. „Für viele ist die Rente wie ein schwarzes Loch und sie wundern sich kurz vor dem Ruhestand, wie wenig sie bekommen“, macht Riester klar. Text: Lothar Schell/Foto: opo
© Schwäbische Post 21.03.2013