Leserbrief - Das Märchenland der Union

Veröffentlicht am 14.07.2008 in Allgemein

Bisher sahen sich die Atomkraftgegner oft mit dem Vorwurf konfrontiert, sie würden mit den Ängsten der Menschen spielen. Dass es nicht sie sind, sondern diejenigen, welche die Energiepreise zum Anlass nehmen, den lang gehegten Wunsch zu verfolgen, die Atomkraft auszubauen, kann man zur Zeit täglich in der Presse nachlesen.

Ihre These lautet: „Wenn wir die Kraftwerke weiterlaufen lassen, dann können wir den Preis für Strom durchaus senken.“ Traurig dabei ist, dass die Kanzlerin, die CDU und die FDP wieder einmal die alte Fabel aufnehmen und sich zum Lobbyist der Gier macht, die Teile der deutschen Wirtschaft befallen hat. Fast schon schizophren ist da der Vorschlag der FDP, die Mineralölsteuer zu senken und die Ökosteuer abzuschaffen. Dass es diese Partei selbst war, die seit 1951 16-mal genau diese Steuer angehoben hat verschweigt sie. Genauso, wo die Milliarden herkommen die beim Wegfall der Ökosteuer im Rentensystem fehlen. Die Linkspartei macht ähnliche Vorschläge.
Zur Atomkraft gelten einige Punkte, die jetzt auch in der Presse einfach mal wieder weniger betont, oder weggelassen werden, so dass nämlich praktisch eine Renaissance der Atomkraftwerke in der Welt und in Europa stattfinden würde. Jedoch ist dies gerade nicht der Fall. Im Gegenteil die Zahlen der Atomkraftwerke sind seit 1998 rückläufig. Die Form der Energieerzeugung spielt bei der Herstellung von Strom auf der Welt eine unbedeutende Rolle. Die Ankündigungen der letzten Wochen aus einigen wenigen Staaten ändern an dieser Gesamtzahl auch nichts.
Genau so wenig würde sich für den Verbraucher am Preis etwas ändern, wenn man einen Ausstieg vom Ausstieg anstreben würde. So hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) errechnet, dass gerade einmal 50 Cent pro Monat in einem Durchschnittshaushalt eingespart werden können. Beim Austausch einer einzigen 60-Watt-Glühbirne durch eine Energiesparlampe kann mehr Geld eingespart werden. Auch sind im Atomkraftwerkland Nummer 1 Baden-Württemberg seltsamerweise die Strompreise am höchsten. Des Weiteren sollte auch nicht von Teilen dieser Interessensvertreter behauptete werden, dass im Kampf gegen die Zerstörung dieses Planeten die Geheimwaffe „Atomkraft“ lautet. Richtig ist sicherlich, dass bei der Herstellung von Strom im Kraftwerk selbst zunächst einmal kein CO2 entsteht. Verschwiegen werden aber die Emissionen, die anfallen, wenn die Brennstoffe gewonnen, bearbeitet oder Zwischengelagert werden. Uranmienen, der Bau von Mailern, der Transport dieses giftigen Materials und viele zusätzliche Faktoren erzeugen CO2 Emissionen. Sie erzeugen übrigens auch Ausgaben für den Steuerzahler und das Uran, das benötigt wird, ist wie Kohle und Erdöl endlich. Auch sollte man sich vor Augen führen was mit der Natur geschieht beim Abbau von Uran. Giftige Chemikalien werden hierzu eingesetzt, so dass der Boden in den Abbaugebieten über Jahrzehnte hinweg kontaminiert ist. Kontaminiert sind auch die Bereiche, in denen der Rest des hochradiaktiven Materials gelagert werden muss. Dass dies kein Witz ist, kann man sogar die CDU Ortsvereinsvorsitzenden fragen, die in der Nähe dieser Lagerstätten wohnen. So sieht man an verschiedenen Störungsfällen und Problemen der Endlagerstätten in Deutschland und Europa aus Berichten der vergangenen Wochen, dass die Atomkraft nicht so sicher ist wie einige der Bevölkerung vorgaukeln möchten. Das Prinzip „wir in Deutschland haben die sicherste Technologie“ wird uns dann auch nichts bringen, wenn der erste Reaktor in Europa einen größeren Zwischenfall hat, bei dem nicht nur mal eben 100000 Liter radioaktives Wasser abgelassen werden. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen GAU beträgt in Europa immerhin etwa 16%. Dass Studien im Übrigen die verstärkte Krebserkrankung von Menschen um Atommailern wissenschaftlich längst belegt haben, scheint Herrn Oettinger auch nicht weiter zu interessieren, genau so wenig wie die Terrorgefahr die hier mit einem großen Risiko verbunden ist.

Damit wird beim genaueren Hinsehen einiges klar. Die Atomkraft wird den Preis für Energie in Deutschland nicht beeinflussen. Die Gewinne der wenigen Stromkonzerne in Deutschland werden weiterhin im zweistelligen Bereich sein. Die Atomkraft trägt nicht zum Klimaschutz bei, im Gegenteil sie sorgt für die Zerstörung großer Flächen beim Abbau von Uran. Die nukleare Technologie ist und bleibt eine unkontrollierbare Technologie, die keine 100% Sicherheit bieten kann. Die Endlagerung soll überall stattfinden, nicht aber in den Bundesländern die am lautesten nach der Wiedereinführung rufen. Die Antwort, die Stromriesen und Lobbyisten nicht hören wollen, lauten unter anderem erneuerbare Energien, Forschung, Energieeffizienz und Dezentralisierung von Energie. Diesen Weg muss die Politik weitergehen.

Jakob Unrath

 

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